Zwangsräume. Antisemitische Wohnungspolitik in Berlin 1939–1945


Am 30. April 1939 erließ das NS-Regime das " Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden", das jüdischen Mieterinnen und Mietern sowie jüdischen Vermieterinnen und Vermietern sämtliche Rechte und Wohnsicherheit nahm. Das Gesetz schuf die rechtliche Grundlage für die antisemitische Segregation, die Konzentration von Jüdinnen und Juden in sogenannten „Judenhäusern“, die Enteignung jüdischen Eigentums und schließlich die Ermöglichung der Deportation von 50.000 Berliner Jüdinnen und Juden in Ghettos, Todeslagern und an Orte der Vernichtung.

Trotz ihrer Bedeutung für ein systematisches Verständnis der Shoah ist nur wenig über die Judenhäuser bekannt, sowohl in Berlin als auch anderswo im damaligen Deutschen Reich. Das Thema Judenhäuser hat in der wissenschaftlichen Forschung kaum Beachtung gefunden. Viele grundsätzliche Fragen zur Realität jüdischen Wohnens bleiben unbeantwortet.

Um diese zentrale Forschungslücke zu schließen, soll die Geschichte der Judenhäuser in Berlin durch gezielte Archivrecherchen, die von qualifizierten Historikerinnen und Historikern und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vor Ort gemeinsam durchgeführt werden, sowohl qualitativ als auch quantitativ aufgearbeitet werden. Das Ziel der Forschung ist die Entwicklung einer quellengestützten Darstellung der strukturellen Merkmale der Judenhäuser. Es wird von dem Projekt erwartet, dass es quantitative Informationen über die Umsiedlungen und die sukzessive Konzentration von Jüdinnen und Juden in bestimmten Gebäuden und möglicherweise Straßen, Vierteln und Bezirken hervorbringt.

Ein neu entwickeltes digitales Tool (crowdCuratio) wird den Teilnehmenden einen Online-Raum zur Verfügung stellen, in dem Informationen geteilt, abgerufen und strukturiert werden können und der die Gestaltung einer digitalen Ausstellung in einem demokratischen und kooperativen Prozess ermöglichen wird. Diese digitale Ausstellung wird durch kreative Interventionen vor Ort, z.B. temporäre Ausstellungen, Veranstaltungen sowie wissenschaftliche Publikationen ergänzt. Dieses Projekt kann so einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen, demokratischen und zugänglichen Erinnerungskultur im öffentlichen Raum leisten.

Die Postkarte zeigt eine Ansicht der Käthe-Niederkirchner-Straße 35 (ehemals Lippehner Straße) in Berlin, ein sog. „Judenhaus“ während der NS-Zeit. © Simon Lütgemeyer | www.kaethe35.de

Mehr zu den sogenannten „Judenhäusern“ auf der Webseite des Aktiven Museums.

Das Aktive Museum ist kein Museum im traditionellen Sinne. Es versteht sich vielmehr als offene Arbeitsplattform und Werkstatt für alle, die sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, ihren gesellschaftlichen Voraussetzungen und ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart beschäftigen wollen. Dabei entstehen Formate wie Ausstellungen, Publikationen, Diskussions- und Gedenkveranstaltungen.

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