Digitale Literatur zum Holocaust und Nationalsozialismus auf Storytelling-Plattformen


Das von der Alfred Landecker Foundation im Rahmen des Academic Research Grant geförderte Projekt der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht digitales Gedenken an den Holocaust und Nationalsozialismus. Es richtet den Blick auf Texte und Narrative junger Autorinnen und Autoren auf Storytelling-Plattformen und untersucht, wie sie historische Ereignisse aufarbeiten. Digitale Storytelling-Plattformen fungieren dabei als Räume partizipativen Gedenkens und eröffnen neue Perspektiven auf Erinnerungskultur.

Footnotes
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Unter Schlagwörtern wie „Holocaust“ oder „Auschwitz“ finden sich auf Storytelling-Plattformen wie wattpad.com Hunderte Erzählungen junger Autorinnen und Autoren, in denen sie sich mit den zentralen historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts beschäftigen - in unterschiedlichen Sprachen, Genres und Bearbeitungsstadien. Angeregt durch den Schulunterricht, populäre filmische Darstellungen oder die Lektüre klassischer Werke der Holocaustliteratur, gestalten die Autorinnen und Autoren dabei eigene narrative Zugänge zur Geschichte.

Trotz dieser Vielfalt und breiten Zugänglichkeit sind sie bislang weder literaturwissenschaftlich noch -didaktisch systematisch erschlossen worden. Dabei eröffnen sie Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Plattformen als Orte partizipativen Gedenkens und (literarisierter) Geschichtsschreibung.

Das geförderte Projekt analysiert mithilfe eines scalable reading-Ansatzes, wie junge Schreibende die historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verstehen und fiktionalisieren und welche Bedürfnisse ihre Texte bedienen. Unter dem scalable reading-Ansatz versteht man eine flexible Analysemethode, die sowohl die genaue Lektüre einzelner Texte als auch ihre computergestützte Auswertung in größerem Umfang verbindet. In der Untersuchung wird die digitale Umgebung als Handlungs- und Kommunikationsraum berücksichtigt, in dem Erinnerung kollektiv ausgehandelt wird. Das Projekt geht ebenfalls der Frage nach, inwieweit diese Beiträge für die Bildungsarbeit genutzt werden können – insbesondere mit Blick auf die Zeit nach den letzten Zeitzeugen.

Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen ist eine interdisziplinäre Einrichtung, die sich vornehmlich mit Werken der Holocaust- und Lagerliteratur literaturwissenschaftlich und -didaktisch auseinandersetzt. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Bewahrung dieser Texte sowie die Förderung ihrer kritischen Rezeption in Wissenschaft, Bildung und Öffentlichkeit.

Jennifer Ehrhardt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle Holocaustliteratur und arbeitet an dem von der Alfred Landecker Foundation geförderten Forschungsprojekt Digitale Literatur zum Holocaust und Nationalsozialismus auf Storytelling-Plattformen.

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