
Home base: Paris/France
Job title: Writer
Noufel Bouzenboudja ist ein Schriftsteller und Künstler aus Nordafrika, der Kunst mit aktiven Bürger:innenprojekten vermischt. Er wurde in Kabylie, Algerien, geboren, wo er mehrere Jahre lang als Lehrer für Englisch und Theaterwissenschaften tätig war. Im Jahr 2009 floh er nach Spanien, bevor er als interner Schriftsteller für das International Cities of Refuge Network nach Dänemark emigrierte. Während seines Aufenthaltes nahm er an einer Vielzahl von Workshops und internationalen Treffen zu Menschenrechten, Gedankenfreiheit und Meinungsfreiheit teil. Er studierte Publizistik bei der International Media Support (IMS) in Dänemark, Norwegen und Finnland. Noufel lebt derzeit in Frankreich, wo er mit mit Graswurzelorganisationen in den sozial ausgegrenzten Banlieues von Paris arbeitet und vorwiegend Jugendliche mit Migrationshintergrund unterstützt. Er setzt seine Fähigkeiten als Ausbilder und Schriftsteller ein, um ihnen dabei zu helfen, Empowerment-Methoden zu entwickeln, mit dem Ziel, sie zu mündigen und aktiven Bürger:innen und Führungskräften zu machen, die selbstbestimmt mit ihrer Identität und ihrem Raum umgehen können. Noufel schreibt und übersetzt in Kabylisch, Französisch und Englisch. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören ein englischsprachiger Roman mit dem Titel A Pebble in the River (Ein Kiesel im Fluss) und eine Sammlung von Kurzgeschichten in seiner kabylischen Muttersprache, D Tayri Kan! (Es ist einfach Liebe!). Sein filmisches Gedicht, ALLEGORIA, erhielt Auszeichnungen von mehreren internationalen Festivals.
Das Projekt von Noufel wird die Entwicklung und Umsetzung einer Online-Plattform mit dem Namen #PremiereLigne sein, um Geschichten von und mit den Bewohner:innen der Pariser Banlieues zu verbreiten.
Die Geschichten werden - hauptsächlich in Form von kurzen Videosequenzen - die zentrale Rolle der Arbeiter:innen aus den Pariser Banlieues herausstellen, die während der Covid-19-Pandemie in vorderster Linie gearbeitet haben. Auch werden historische Parallelen zu der entscheidenden Rolle gezogen, die ältere Mitglieder der Communitys beim Wiederaufbau Frankreichs nach dem Zweiten Weltkrieg spielten. In der Bevölkerung der Banlieues sind Berufe wie Reinigungskräfte, Pflegepersonal in Krankenhäusern und Altenheimen, Lieferarbeiter:innen, Fahrer:innen, Supermarktangestellte, Wartungsarbeiter:innen und Beschäftigte der Müllabfuhr deutlich überrepräsentiert. Dasselbe gilt für ihre Vorfahren, die während des "goldenen Zeitalters" Frankreichs nach dem Zweiten Weltkrieg auf Baustellen und in Fabriken gearbeitet haben. Während des Lockdowns stellten diese Arbeiter:innen sicher, dass wichtige Dienste am Laufen blieben und arbeiteten oft unter riskanten Bedingungen.
Das Projekt befasst sich mit der Notwendigkeit der Dekonstruktion der stereotypen und fabulierten Ansicht, dass die Bewohner:innen der Banlieues mehr vom Wohlfahrtssystem profitieren als sie selbst zum Wohl der Gesellschaft beitragen, und dass sie während des Lockdowns „undiszipliniert“ gewesen seien. Außerdem wird das Projekt die Erforschung ihrer wesentlichen gesellschaftlichen Rolle als Akteure der Solidarität ermöglichen, indem sie sich ihren Narrativ und ihre Identität als Bürger:innen Frankreichs zu eigen machen. Zugleich wird der oft problematische Umgang des Landes mit seiner eigenen Vielfalt bekämpft, indem man Geschichten über diese Vielfalt teilt und den Menschen positiv vermittelt.
Diese Geschichten werden Held:innen des Alltags porträtieren: Arbeitnehmer:innen aus verschiedenen Sektoren, Familien, Verbänden und andere Menschen, die Vorbilder sein können, weil sie einen starken Willen, die Leidenschaft und die Entschlossenheit haben, ihren Beitrag zu leisten, insbesondere in schwierigen Zeiten wie während einer Pandemie. Die Geschichten werden Menschen zeigen, die Hoffnung wecken und andere ermutigen.
Zehn Personen werden ausgewählt, um an der Entwicklung dieser Plattform mitzuwirken. Sie werden an einer Reihe von Bildungsaustauschprogrammen mit Expert:innen wie Historiker:innen, Soziolog:innen und Sozialarbeiter:innen teilnehmen und durch Besuche vor Ort und gemeinschaftsübergreifende Begegnungen erkunden, wie andere Gruppen in Frankreich erfolgreich ihren eigenen Narrativ gestalten und Erinnerungen vermitteln. Sie werden in grundlegenden journalistischen Techniken wie Interviews und Storytelling, Videoaufzeichnung und Schnitt geschult. Die Teilnehmer:innen werden die Geschichten zusammentragen, die sich mittels Social Media Kampagnen an die Bevölkerung der Banlieues, die französische Öffentlichkeit und die Welt richten.