Digitale Erinnerung an den Holocaust

Das war die erste Connective Holocaust Commemoration Expo


Wie verändern digitale Technologien das Erinnern an den Holocaust und den Umgang mit Geschichte? Und wie kann die Erinnerungsarbeit mit neuen Ansätzen und interdisziplinärer Zusammenarbeit weltweit gestärkt werden? Diese Fragen standen im Zentrum der ersten Expo des Landecker Digital Memory Labs (LDML), die vom 24. bis 26. Juni 2025 an der University of Sussex in Brighton stattfand. Teilnehmende aus Wissenschaft, Politik, Gedenkstättenarbeit, Kreativwirtschaft, Technologie, KI und Bildung kamen zusammen, um neue, interdisziplinäre Projekte vorzustellen, zu diskutieren und zu entwickeln.

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Die dreitägige Expo unter dem Titel „Connective Holocaust Commemoration Expo“ war mehr als eine gewöhnliche Konferenz: Neben klassischen Keynotes und Podiumsdiskussionen umfasste die Veranstaltung auch Projektpräsentationen, „Let’s Play“-Sessions, VR-Stationen, Workshops zu digitalen Kompetenzen sowie eine Möglichkeit digitale Spiele auszuprobieren – alles mit dem Fokus auf die Erinnerung an den Holocaust.

Lena Altman, Co-CEO der Alfred Landecker Foundation, betonte: „Während digitale Technologien unsere Auseinandersetzung mit Geschichte verändern, zeigt die Connective Holocaust Commemoration Expo, wie Erinnerung widerstandsfähiger, globaler und wirkungsvoller werden kann. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Ausstellung – sondern um ein lebendiges Testfeld für die Zukunft der Holocaust-Vermittlung. Eines der präsentierten Projekte ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern, in einer virtuellen Realität durch einen nachgebildeten Deportationstransport zu gehen – begleitet von den Zeugenaussagen von Überlebenden. Diese praktischen Werkzeuge ersetzen die Erinnerung nicht – sie verankern sie dort, wo sie verloren zu gehen droht: bei jüngeren Generationen, in digitalen Räumen und in Gesellschaften, die weit von der europäischen Geschichte entfernt sind.“

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Die Erinnerung an den Holocaust steht vor großen Herausforderungen

Während die Zahl der lebenden Zeuginnen und Zeugen des Zweiten Weltkriegs sinkt, wird der Holocaust immer stärker politisiert und instrumentalisiert. Prof. Victoria Grace Richardson-Walden, Direktorin des Landecker Digital Memory Labs, machte deutlich: „Die Notwendigkeit, nuancierte, wahrheitsgetreue, aber ansprechende Darstellungen dieser Vergangenheit sichtbarer zu machen, um sie relevant zu halten und Verzerrungen entgegenzuwirken, war noch nie so dringend wie heute.“

Eine neue Dialogplattform geht live

Das an der University of Sussex angesiedelte und von der Alfred Landecker Foundation geförderte Landecker Digital Memory Lab hat bei der Expo die Digital Memory Dialogues vorgestellt. Auf der Online-Publikationsplattform können sich Akteurinnen und Akteure aus der Holocaust-Erinnerungsarbeit austauschen und debattieren. Inwiefern ist eine „Spielbarkeit“ von Geschichte möglich und sinnvoll? Darf der Holocaust Teil von Computerspielen sein? Diese Fragen standen im Zentrum der ersten Debatte, die als hybrides Event vor Ort stattfand und live übertragen wurde.

Zudem präsentierte das LDML den Beta-Start der Digital Memory Database. Die weltweit erste Datenbank dieser Art sammelt und archiviert digitale Holocaust-Erinnerungsprojekte seit den 1990er Jahren, inklusive Demos und Interviews mit den Projektbeteiligten. Ziel ist es, bereits vorhandene Projekte abzubilden, den Wissenstransfer zu vereinfachen und Doppelarbeit zu vermeiden. Außerdem wird durch die Sammlung und Darstellung der Informationen in der Datenbank die Forschung in diesem Bereich vorangetrieben.

Einige Sessions sind digital abrufbar

Die beiden Keynotes der Expo wurden aufgezeichnet und sind digital verfügbar. In ihrem Vortrag „Pixel and Hashtags of the Past“ beleuchtete Dr. Eva Pfanzelter die Frage, wie digitale Plattformen die Erinnerung an den Holocaust verändern – oft auf Kosten historischer Tiefe. Interessierte können die Session nachträglich anschauen. Im zweiten Vortrag mit dem Titel „Conserving and Communicating the Indescribable“ stellte Prof. Paul FMJ Verschure sein „Future Memory“-Framework vor. Dieses ermöglicht personalisierte, immersive Lernerfahrungen zu NS-Verbrechen mithilfe von VR- und AR-Technologien. Konkret werden dabei 100 historisch bedeutsame Orte in einer einheitlichen Bildungsinfrastruktur miteinander verbunden. Auch diese Session ist online verfügbar.

Welchen Nutzen haben soziale Medien für die Erinnerung an den Holocaust? Und wie könnte die Zukunft der Holocaust-Erinnerung auf diesen Plattformen aussehen? Diese Fragen standen im Zentrum der Podiumsdiskussion „What is the Future of Holocaust Memory on Social Media?“, die ebenfalls online zur Verfügung steht.

Verschiedene Formate zeigen Bandbreite der digitalen Erinnerung

Über die klassischen Keynotes und Podiumsdiskussionen hinaus konnten die Besucherinnen und Besucher der Landecker Digital Memory Lab Expo auch eine Ausstellungshalle erkunden und dort VR-Kabinen und Demos wegweisender digitaler Projekte ausprobieren. Ein „Hack“-Event brachte Kreative mit Expertinnen und Experten der Erinnerungsarbeit zusammen, um Kooperationen zu fördern und neue Ideen zu entwickeln. Auch einige Mitglieder der Landecker Community waren vertreten, darunter Dr. Iris Groschek und Markus Bassermann (Erinnern. Die Kinder vom Bullenhuser Damm) sowie Dr. Alina Bothe und Lisa Paduch (#LastSeen). Die Landecker Lecturer Dr. Mykola Makhortykh und Dr. Sebastian Munsch waren ebenfalls vor Ort, um ihre Forschung und Perspektiven einzubringen.

Die Connective Holocaust Commemoration Expo war die erste von drei geplanten Veranstaltungen. Die nächsten Expos finden 2027 in Deutschland und 2029 in Serbien statt.

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